Oeas.at
systeme 2010, Jg. 24 (2)
T. FriedrichHett, Positives Altern
Positives Altern
Reflexionen zur Dekonstruktion einer (noch) unbeliebten
Lebensphase
Thomas Friedrich-Hett
Der vorliegende Beitrag versucht für die Gegenwart negativer Altersbilder in unserer Gesellschaft zu sensibilisieren, die im Sinne sich selbst erfüllender Prophezeiungen Fähigkeitsverluste bei älteren Menschen begünstigen können. Exemplarische Vorstellungen gerontologischer Befunde zu körperlicher und geistiger Verfassung, Liebesleben, Resilienz und Optimismus im Alter sollen den Blick auf Mythen und Wirklichkeiten schärfen, der leider auch in psychosozialen Berufen durch Vorbehalte getrübt wird. Die Beschreibung systemischer Grundlagen für die Arbeit mit älteren Menschen, die Darstellung eines Praxisbeispiels und eine kurze Übersicht über neuere kreative Therapie und Beratungsformen in der Arbeit mit älteren Menschen dürfen als Einladung an KollegInnen im psychosozialen Feld verstanden werden, sich vermehrt für Altersfragen und Probleme älterer Menschen zu interessieren.
Schlüsselwörter: Altersbilder, positives Altern, Altern als relationales Phänomen, Alterspsychotherapie, Systemische Beratung und Therapie mit älteren Menschen
Positive aging – reflections on the deconstruction of a (yet) un-popular life-phase The current article tries to sensitize for the presence of negative pictures on aging in our society. Within a sense of a selffulfilling prophecy, those pictures can pander elderly people to a further loss of abilities. Exemplary outcomes in gerontological sciences concerning physical and mental conditions, love life, resilience and optimism in age should edge our view on myths and realities, which is unfortunately misted by reservations in psychosocial professions as well. The description of systemic principles in favor of working with elderly people, a presentation of an example for treatment practice and a short summary on new creative forms of therapy and consultation within the work with elderly people should be understood as
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an invitation to colleagues in psychosocial areas to become more
nie genug Zeit hatten? Von welchen Lasten und ungeliebten
interested in questions on aging and problems of elderly people.
Pflichten werden Sie befreit sein? Welchen Dingen werden Sie sich gerne zuwenden? Wohin werden Sie reisen? Mit welchen
Keywords: pictures of aging, positive aging, aging as relational phe
Menschen werden Sie zusammen sein, was für Menschen
nomena, systemic consultation and therapy with elderly people
möchten Sie gerne neu kennenlernen?
Welche Vorstellungen und Erwartungen haben Sie nun nach
Eine (selbst)-reflexive Einleitung1
der zweiten Übung an Ihr Leben im Alter? Auf welche Aspekte
… selten denken wir darüber nach,
richtet sich nun Ihr Fokus und welche Gefühle tauchen auf?
dass die größte Entwicklung der Menschheit,
Und was sollen diese Vorstellungsübungen nun mit Altersfra-
und darüber hinaus die schnellste,
die Erhöhung des Durchschnittsalters ist.
gen zu tun haben?
(Umberto Eco)
Die Macht der inneren Bilder
Was erwartet uns im Alter? Wie werden wir uns fühlen, wie werden wir leben? Darf ich Sie zur Annäherung an diese und
Nicht das Alter ist das Problem,
sondern unsere Einstellung dazu.
andere uns alle bewegende Fragen zu einem kleinen Selbster-
(Marcus Tullius Cicero)
fahrungsexperiment einladen? Die Übung beinhaltet zwei Teile, bei der Sie sich jeweils in Ihre eigene Zukunft hineinversetzen,
Die Menschen leben durchschnittlich immer länger. 80 Jahre
beziehungsweise sich diese vorstellen sollen. Bereit?
alt zu werden ist in Industrienationen inzwischen der Durch-schnitt, immer mehr werden aber auch deutlich älter. Noch nie
Bitte stellen Sie sich
Teil 1: Bitte stellen Sie sich vor, wie Sie sich fühlen mögen,
gab es in der Geschichte der Menschheit so viele 100-Jährige
vor, wie Sie sich
wenn Sie 70 Jahre alt sein werden. Mit welchen körperlichen
wie heute. Freuen wir uns eigentlich darüber? Was denken wir
fühlen mögen, wenn
Einschränkungen und Erkrankungen werden Sie leben müs-
über das Älterwerden und über ältere Menschen? Bekannter-
Sie 70 Jahre alt sein
sen? Werden Sie an Schmerzen leiden und Hilfe von anderen,
weise können Vorstellungen und Erwartungen unsere Gefühle,
vielleicht sogar Pflege benötigen? Welche Ihnen wichtige Din-
Einstellungen und Handlungen erheblich beeinflussen. Und un-
ge, Positionen und Aufgaben, welche nahe stehenden Men-
ter systemisch orientierten Fachleuten ist es ebenso bekannt,
schen werden Sie bereits verloren haben? Werden Sie einsam
dass die Art und Weise, wie wir über Dinge sprechen, unsere
oder arm sein? Wie lange werden Sie in welcher Qualität noch
Vorstellungen von der Wirklichkeit mitgestalten. Übertragen
leben können? Wie wird es dann mit 80 sein, wie vielleicht mit
wir diese Ideen einmal auf wichtige Fragen zu Alter und Al-
Wie ist nach dieser kleinen Übung Ihre Erwartung an Ihr Älter-
Die meisten Menschen verbinden das Alter überwiegend mit
werden? Welche Empfindungen stellen sich spontan ein?
negativen Bildern, die oft einseitige Berichterstattung in den Medien verstärkt die Idee, uns allen würde schicksalhaft Ab-
Teil 2: Bitte stellen Sie sich erneut vor, wie Sie sich fühlen mö-
bau und Verfall bevorstehen. Altern erfüllt daher mit Angst
gen, wenn Sie 70 Jahre alt sein werden. Aber nun konzentrieren
und wird mit unattraktiv, ungebraucht, gebrechlich, einsam,
Sie sich auf den Reichtum an Freiheiten und Möglichkeiten, die
dement und abgeschoben gleichgesetzt. Jugendlichkeit und
vor Ihnen liegen werden. Was werden Sie tun, wofür Sie früher
deren Bewahrung wird dagegen bis hin zum Jugendwahn ide-alisiert. In immer neuen Büchern wird von existierenden oder befürchteten Generationenkonflikten gesprochen (fälschlicher-
1) Die Ausführungen des vorliegenden Aufsatzes greifen Überlegungen auf, die
weise, wie die Beiträge in dem aktuellen Themenheft „Genera-
ausführlich erstmals in Friedrich-Hett et al. (2007a) dargestellt wurden. Die Ver-wendung einzelner Passagen erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Transcript
tionendialog" der Zeitschrift Psychotherapie im Alter, Heft 3,
Verlags Bielefeld.
2010, zeigen). Zeitweise erreichten uns mehrfach pro Woche
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Meldungen von drohenden Rentenlücken und gesellschaft-
noch mehr als ein Viertel ihres Lebens vor sich haben. Wäh-
lichen Lasten, die durch die Überalterung unserer Gesellschaft
rend Menschen im jungen und mittleren Erwachsenenalter un-
auf uns zukommen. Manchmal kann man sich nicht des Ein-
ter zu viel Rollenverantwortung leiden und oft überfordert
drucks erwehren, als ob diese Entwicklungen sogar unausge-
sind, finden ältere und alte Menschen zu wenig Möglichkeiten
sprochen den älteren Menschen zum Vorwurf gemacht wer-
und fühlen sich oft unterfordert. Allerdings empfinden nicht
den. Dabei sind die Gründe für den Altersstrukturwandel
wenige Ältere den Rückgang extensiver Verpflichtungen auch
durchaus vielschichtig. Genau genommen müssten wir nicht
als Chance zur Selbstverwirklichung und als Gelegenheit für
einfach von einer „Überalterung", sondern auch von einer
einen Neubeginn.
„Unterjüngung" sprechen, da nicht nur die zunehmende Lang-lebigkeit, sondern auch der Geburtenrückgang den demogra-
Die beschriebenen Altersvorurteile führen zu Stigmatisierun-
Altersverfall kann
phischen Wandel beeinflusst. Während sich das durchschnitt-
gen und Benachteiligungen älterer Menschen (Baltes 1996,
als eine sich
liche Ruhestandsalter verringert, da immer mehr Menschen
Lehr & Niederfranke 1991). Untersuchungen zeigen, dass ne-
selbst erfüllende
immer früher aus dem Berufsleben ausscheiden, wächst das
gative Erwartungshaltungen Fähigkeitsverluste bei älteren
Prophezeiung, die
Berufseintrittsalter immer stärker an.
Menschen begünstigen (Lehr 1994). Altersverfall kann somit als
eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, die Fähigkeitsverluste
begünstigt, ver-
Mit der Fokussierung auf Abbau und Verfall in der Öffentlich-
begünstigt, verstanden werden (Friedrich-Hett 2005). Wahr-
standen werden
keit ist eine Betrachtung nach dem in der Fachwelt als längst
scheinlich haben Sie es mit Hilfe der beiden eingangs ange-
überholt geltenden Defizitmodell des Alterns, welches Altern
regten Vorstellungsübungen selbst feststellen können, worauf
generell als einen mit Einbußen und Verlusten verbundenen
wir uns in unseren Vorstellungen fokussieren, beeinflusst, wie
Prozess betrachtet, vorherrschend (Gergen & Gergen 2004). Äl-
wir uns fühlen und welche Erwartungen wir entwickeln. Oder
teren Menschen wird unreflektiert und fälschlich unterstellt,
mit Verweis auf die Dominanz von negativen Altersthemen in
quasi unaufhaltsam an kognitiver und allgemeiner Leistungsfä-
den Medien und mit Bezug auf sozialkonstruktionistische Ideen
higkeit einzubüßen sowie mit den Anforderungen des Alltags
(Gergen 2002): Wie wir über Altern und Ältere sprechen beein-
und mit Veränderungen im Lebenslauf zunehmend überfordert
flusst, was wir denken und wahrnehmen. Die Dinge sind nicht
zu sein. Dabei sind solche Vorannahmen falsch und wissen-
„so wie sie sind", sondern so, wie wir über sie sprechen und
schaftlich schon lange nicht mehr haltbar.
uns im Gespräch auf sie beziehen. Selbst die wissenschaftliche Literatur zum Verfall im höheren Alter kann als sozial konstruiert
Es wird vernachläs-
Es wird vernachlässigt, dass die Mehrheit der älteren Menschen
gesehen werden, z. B. weil hauptsächlich Beeinträchtigungen
sigt, dass die Mehr-
den bestehenden Vorurteilen zum Trotz glücklich und zufrieden
und Krankheiten untersucht und Beiträge über positive Mög-
heit der älteren
bis ins hohe Alter relativ gesund und selbstständig, gesell-
lichkeiten im Alter kaum publiziert werden (Gergen & Gergen
Menschen den be-
schaftlich aktiv und auch noch lern- und leistungsfähig ist. Wie
2005). Damit kann sowohl das Alter (im Sinne der Altersgruppe
noch zu zeigen ist, bietet Altern vielfältige Potenziale und ist
der sog. SeniorInnen) als auch das Altern (im Sinne eines täg-
len zum Trotz glück-
damit mehr als die Auseinandersetzung mit Verlusten (Gergen
lichen Veränderungs- und Entwicklungsprozesses) als relatio-
lich und zufrieden
& Gergen 2005).
nales Phänomen verstanden werden: als Phänomen, welches
bis ins hohe Alter
durch Beziehungen und Bezugnehmen entsteht (Friedrich-Hett
relativ gesund und
Alter ist primär als soziale (Baltes 1996) und relationale Kate-
gorie (Friedrich-Hett 2007) zu betrachten. Wann jemand als alt
sellschaftlich aktiv
gilt, wird im soziokulturellen Kontext festgelegt. In unserer Ge-
Je älter wir werden, umso weniger sagt die Anzahl der Jahre
und auch noch lern-
sellschaft wird häufig die Berufsaufgabe aus Altersgründen
etwas aus über Fähigkeiten, Fertigkeiten, Verhaltens- und Er-
und leistungsfähig
als Markierung herangezogen, welche damit zu einem wich-
lebnisweisen. Altern ist stets das Ergebnis eines lebenslangen
tigen Ereignis zur Deutung des Alters wird. Bereits vor dem 60.
Prozesses mit ureigensten Erfahrungen. Schulische Bildung,
Lebensjahr werden viele Menschen mit der Verrentung zu den
berufliches Training, Lebensstil und Art der Auseinanderset-
SeniorInnen abgeschoben – zu einem Zeitpunkt, an dem sie
zung mit Belastungen haben Einfluss (Lehr 2009). Wie in einer
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Gesellschaft das Alter und die älteren Menschen betrachtet
Körperliche Verfassung im Alter
und bewertet werden und wie gesellschaftliche und politische
Die meisten Menschen sind davon überzeugt, dass es im Alter
Der subjektive
Organe und letztendlich jede/r Einzelne von uns mit diesen The-
körperlich mit uns bergab geht und dass wir zunehmend ge-
men umgeht, sollte als zentrale gesellschaftliche Aufgabe be-
brechlicher und pflegebedürftiger werden. Zutreffend ist aber,
weist die engste
trachtet werden. Möglicherweise ist diese Aufgabe eine ebenso
dass die Mehrzahl der alten Menschen bis ins achte Lebens-
Korrelation zur
große und bedeutungsvolle Herausforderung wie die Emanzi-
jahrzehnt relativ gesund altert. Der Schwellenwert für einen
Langlebigkeit auf
pation der Frauen.
allgemeinen Altersabbau beginnt erst bei 80 – 85 Jahren (Baltes & Staudinger 1996). Das bedeutet natürlich nicht, dass das
Mit der Perspektive des Positiven Alterns möchte ich Anre-
Alter frei von Krankheiten ist, nur sind die meisten Krankheiten
gungen zu einer aus meiner Sicht dringend notwendigen De-
im Alter keine „Alterskrankheiten", „sondern alternde Krank-
konstruktion unserer Altersbilder geben.2 Altern kann als ein
heiten", die ihre Entstehung in früheren Lebensjahren haben;
Prozess einzigartiger menschlicher Bereicherung und gesell-
ihnen kann mit präventiven Maßnahmen begegnet werden
schaftlicher Förderung gesehen werden. Nicht nur vor dem
(Lehr 2009). Interessant ist zudem, dass wir etwas tun können,
Hintergrund einer Bevölkerung mit einem höheren Anteil älte-
um uns im Alter vor Gebrechlichkeit zu schützen. Eine amerika-
rer Menschen, sondern auch ganz allgemein zum Wohl unserer
nische Langzeitstudie zeigte, dass bei positiven Affekten und
Kultur und Gesellschaft wird es Zeit, dass wir unser Alter und
positiver Lebenseinstellung signifikant weniger Gebrechlich-
uns als ältere Menschen schätzen und angemessen einzubezie-
keit auftrat (Ostir et al. 2004). Auch soziale Teilhabe und Bezie-
hen lernen. Jede/r Einzelne von uns steht in der Verantwortung,
hungsvielfalt scheinen vor körperlichem Funktionsverlust zu
ihre/seine Altersbilder kritisch zu reflektieren und an der Kon-
schützen (Avlund et al. 2004). Eine deutsche Langzeitstudie er-
struktion neuer, angemessener Altersbilder mitzuwirken. Denn
gänzte zudem, dass der subjektive Gesundheitszustand die
wer von uns möchte schon unter der Last der bestehenden My-
engste Korrelation zur Langlebigkeit aufweist, während der ob-
jektive Gesundheitszustand nur einen geringen Vorhersage-wert hatte (Lehr & Thomae 1987).
Mythen und Wirklichkeiten im Alter
Geistige Verfassung im Alter
Der größte Irrtum junger Menschen
Viele von uns erwarten mit zunehmendem Alter einen ver-
Ca. 70% der Hoch-
ist ihre Vorstellung vom Alter.
(Hermann Kesten)
stärkten Abbau von geistiger Leistungsfähigkeit, vor allem im
betagten weisen
Gedächtnis. Es ist aber vielfach nachgewiesen, dass die Lern-
keine geistigen
Als Beitrag zur Dekonstruktion unserer negativen Altersbilder
fähigkeit bei älteren Menschen weiterhin erhalten bleibt. Neu-
Abbauprozesse auf
möchte ich im Folgenden unser „Wissen" über das, was uns im
robiologische Untersuchungen belegen vorhandene neuronale
Alter erwartet, positiv verstören. Hierzu sollen einige Befunde
Plastizität auch im Alter (Grawe 2004). Das Lernen ist insge-
aus der gerontologischen Forschung zitiert werden, die in gro-
samt zwar langsamer, weniger umfangreich und störanfälliger,
ßer Zahl unseren negativen Erwartungen an unser Altern wi-
dafür zum Teil aber auch genauer. Leistungen können durch
Training von Gedächtnisstrategien verbessert und der Tempo-verlust ausgeglichen werden (Kruse & Lehr 1996). Um noch einige Zahlen zu nennen: Hinsichtlich Intelligenz zeigen über
2) Hiermit unterstütze ich ausdrücklich das Engagement von Ken und Mary Gergen,
50 % der 60 –75-Jährigen keine Verluste und 10 % sogar noch
die sich in einer in fünf Sprachen (darunter auch Deutsch) kostenfrei erscheinenden
eine Steigerung (Schaie 1983). Man/frau mag diesen Erörte-
Internetzeitschrift, dem „Positive Aging Newsletter" (www.positiveaging.net), für
rungen die Gefahr der demenziellen Entwicklung entgegenhal-
eine Rekonstruktion unserer Altersbilder engagieren. Viele der in diesem Aufsatz
ten. Bei den über 65-Jährigen sind ca. 5 %, bei den über
erwähnten Studien konnte ich durch Hinweise in dieser lohnenswerten Internetzeit-
80-Jährigen ca. 20 % und erst bei den über 90-Jährigen sind ca.
schrift entdecken. 3) Vgl. auch die ausführlichere Befundbetrachtung mit Berücksichtigung weiterer
30 % betroffen (Maercker 2004). Letztere Zahl mag erschrecken,
Aspekte in Friedrich-Hett (2007, S. 20-29).
sie verweist aber auch darauf, dass ca. 70 % der Hochbetagten
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Nachlassende
keine gravierenden geistigen Abbauprozesse aufweisen und
diese damit erheblich in ihren Freiheiten einschränken. Entta-
Demenz somit mitnichten die zwingende Perspektive des ho-
buisierung und Aufklärung bezüglich Sexualität und Homo-
fähigkeit ist in vielen
hen Alters ist.
sexualität können und sollten daher wichtige Aufgaben all de-
Fällen wohl eher
rer sein, die mit alten Menschen arbeiten oder sich anderweitig
Folge von Berufs-
Insgesamt kann unter Berücksichtigung wichtiger Faktoren als
für Ältere engagieren.
Fazit festgestellt werden, dass nachlassende geistige Leis-
der Beanspruchung
tungsfähigkeit – wenn sie denn auftritt – bei älteren Menschen
Resilienz im Alter
und gesellschaft-
in vielen Fällen wohl eher als Folge von Berufsausstieg, man-
Ältere Menschen gelten oft als weniger anpassungs- und ver-
gelnder Beanspruchung und gesellschaftlichen Ruhestands-
änderungsfähig und zudem als vulnerabler als jüngere. Dem
stigmatisierungen zu sehen sind. Kognitives Potenzial bis ins
widersprechend verweisen verschiedene Studien auf besonde-
hohe Alter kann mitnichten als Ausnahme betrachtet werden.
re Potenziale im Alter. Eine Untersuchung über Konfliktver-halten konnte zeigen, dass Menschen mit zunehmendem Alter
Liebesleben im Alter
immer besser lernen, erfolgreicher mit interpersonalen Kon-
Zwei Drittel der
Spätestens seit dem deutschen Spielfilm
Wolke 9 wird an dem
flikten umzugehen (Birditt & Fingerman 2005). Untersuchungen
61–70-Jährigen und
Tabu, über Sexualität im Alter denkt und spricht man nicht (da
über Belastungen im Lebenslauf zeigen zudem, dass ältere
ein Drittel der über
läuft doch nichts mehr, oder?), gerüttelt. Eine deutsche Befra-
Menschen weniger durch Gefühle des Bedauerns belastet wer-
70-Jährigen geben
gungsstudie zeigt, dass zwei Drittel der 61–70-Jährigen und ein
den als jüngere. Sie haben weniger intrusive Erinnerungen und
in einer deutschen
Drittel der über 70-Jährigen sexuelle Aktivität angeben, aber
können besser ihre negativen Gefühle regulieren (Rosch et al.
Studie sexuelle
nur wenn feste PartnerInnen vorhanden sind (Brähler & Unger
2005). Studien zeigen zudem, dass Ältere trotz zunehmender
Aktivität an – wenn
1994, nach Heuft et al. 2005). In einer repräsentativen amerika-
körperlicher Beschwerden genauso glücklich und zufrieden
feste PartnerInnen
nischen Umfrage geben 63 % der älteren Männer und 48 % der
sind wie Jüngere und dass nur 3 – 4 % der Varianz der Lebens-
vorhanden sind
älteren Frauen an, dass befriedigender Sex wichtig für ihre Le-
zufriedenheit im höheren Alter durch das chronologische Alter
Erinnerungen an
bensqualität ist (Jacoby 2005). Erfahrungen mit älteren Men-
aufgeklärt werden (Smith & Baltes 1996).
frühere Erfolge oder
schen im Kontext Psychiatrie bestätigen immer wieder, wie
an überstandene
wenig unter HelferInnen und selbst unter älteren Menschen
Fragt man/frau nach den genutzten Bewältigungsmechanis-
Schwierigkeiten
über Sexualität im Alter bekannt ist.4 Noch mehr Unwissenheit
men, konnten weitere Untersuchungen zeigen, dass Erinne-
sind hilfreich bei der
besteht womöglich über die geschätzten 5 –10 % gleichge-
rungen an frühere Erfolge oder an überstandene Schwierig-
Bewältigung von
schlechtlich liebenden Menschen (Raabe 2004), deren Identität
keiten sehr hilfreich bei der Bewältigung von Schwierigkeiten
Schwierigkeiten im
durch Mehrfachdiskriminierungen und die jahrzehntelange
im Alter sind (Staudinger 1996), Steve de Shazer wird das schon
strafrechtliche Verfolgung belastet ist (Nachtwey 2004) und die
gewusst haben …
daher speziellen Problemen ausgesetzt sind. Für Schwule und Lesben entwickeln sich daher auch zunehmend spezialisierte
Optimismus im Alter
Beratungsangebote (vgl. Pulver 2007, Brauckmann 2004).
Verschiedene internationale Studien bestätigen, dass Einstel-
OptimistInnen leben
lung und Lebenshaltung erheblichen Einfluss auf die Lebens-
Zusammenfassend kann festgehalten werden5, dass normative
qualität und die Lebensdauer haben. Genauso wie negative
Vorstellungen und Stereotype negativen Einfluss auf die Sexu-
Erwartungen dem eigenen Alter gegenüber zu ungünstigen
alität und das Geschlechtserleben älterer Menschen haben und
sich selbst erfüllenden Prophezeiungen werden können, kön-nen positive Einstellungen Lebensdauer und Lebensqualität verbessern. So zeigte zum Beispiel eine Langzeitstudie der Uni-
4) Hier empfehle ich die gut gemachte „Aufklärungsbroschüre": Sexualität und
versität Yale an 660 Älteren, dass diejenigen die Altersvorur-
Älterwerden – Wenn Probleme auftauchen, von pro familia (2004), beziehbar unter:
teile ablehnten und eine positive Selbsterwartung hatten, im
www.profamilia.de.
Durchschnitt 7,5 Jahre länger lebten. Die innere Haltung hatte
5) Für weitere Befunde zum Thema s. Friedrich-Hett (2007), zur vertieften Einführung s. von Sydow (1994).
dabei sogar einen größeren Einfluss auf die Lebensdauer als
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Sport zu treiben oder aufs Rauchen zu verzichten (Levy et al.
chologische Vereinigung APA 20 Richtlinien für Psychotherapie
mit Älteren vorgeschlagen, vor Diskriminierungen durch Vor-behalte gewarnt und TherapeutInnen gemahnt, ihre eigenen
Positiv denken, oder Altern ressourcenorientiert betrachten,
Vorurteile abzubauen (APA 2004). Die Tatsache, dass ein re-
diese scheinbar so einfache Antwort mag von vielen als reduk-
nommierter Berufsverband auf Gefahren von Vorurteilen bei
tionistische Verklärung kritisiert werden. Die vorgestellten Er-
TherapeutInnen hinweist, explizit Weiterbildungen empfiehlt
gebnisse zeigen jedoch, dass es vielen älteren Menschen trotz
und wichtige Befunde selber auflistet, spricht der gängigen
vielfältiger Veränderungen, die das Alter mit sich bringt, ge-
Praxis nicht gerade ein Lob aus (Friedrich-Hett 2005).
lingt, diesen Lebensabschnitt positiv zu integrieren. Wie bereits gesagt, Altern bietet vielfältige Potenziale und ist damit mehr
Gemäß dem Wahlspruch, es gibt nichts Gutes, außer man/frau
Folgende Prinzipien
als die Auseinandersetzung mit Verlusten (Gergen & Gergen
tut es, sollen im Folgenden Prinzipien für Beratung oder Thera-
sollten die Zusam-
pie mit älteren Menschen kurz skizziert werden. Die Vorschläge
menarbeit mit
resultieren aus praktischen Erfahrungen in der psychothera-
älteren Menschen
peutischen Arbeit und werden vor dem Hintergrund eines sys-
Systemische Grundlagen für die Arbeit mit älteren Menschen
temischen, kollaborativen und postmodernen Verständnisses
Es gilt nicht nur dem Leben Jahre,
von Therapie- und Beratungsprozessen beschrieben. Folgende
sondern den Jahren Leben zu geben.
(Ursula Lehr)
Prinzipien sollten die Zusammenarbeit mit älteren Menschen auszeichnen6:
Laut Befragungs-
Nach einer Expertise zum dritten Altenbericht der Bundes-
studien betreuen
regierung haben ältere Menschen es bei psychischen Proble-
u Eine respektvolle, wertschätzende und neugierige Grundhal-
fast 90 % der am-
men deutlich schwerer, angemessene Hilfe zu finden als jünge-
bulanten Psycho-
re (Heuft & Schneider 2001). Befragungsstudien zeigen, dass
u eine offene, gleichberechtigte und dialogische Gesprächs-
therapeutInnen in
89,5 % der ambulanten PsychotherapeutInnen keine über
Deutschland keine
60-jährigen PatientInnen betreuen (Deutsche Gesellschaft für
u eine beziehungsengagierte und selbstreflexive Berater- oder
über 60-jährigen
Psychotherapie, Psychosomatik, Tiefenpsychologie 1988, Zank
2002). Kann es verwundern, dass Ältere bei PsychotherapeutIn-
u eine familien- und systemintegrierende Sichtweise
nen unterrepräsentiert und benachteiligt sind, wenn negative
u eine Auftrags-, Ziel- und Zukunftsorientierung
Altersstereotypien häufig auch die Einstellungen der Mitarbei-
u die Entwicklung eines individuellen Verständnisses der aktu-
terInnen in helfenden medizinischen Berufen dominieren? Psy-
ellen Problematik, unter Berücksichtigung des Lebensver-
chotherapeutInnen halten Ältere oft für nicht mehr therapierbar
(Heuft et al. 2005). Die Grundlage hierfür liegt möglicherweise
u die Förderung der Entwicklung neuer Perspektiven mit ent-
in Vorurteilen Siegmund Freuds, der postulierte, dass Ältere ab
sprechenden Lebens- bzw. Altersbildern
50 mit psychoanalytischen Methoden nicht mehr behandelbar
u die notwendige Aufarbeitung relevanter Krisen und Konflikte
seien. Eine Ansicht, die bis heute nachzuwirken und für alle
sowie die Förderung von entsprechenden Verarbeitungsfä-
psychotherapeutischen Schulen quasi Gesetzescharakter zu
haben scheint (Riehl-Emde 2002) und die zu Vorbehalten und
u die Förderung von Selbstwerterleben und Selbstwirksam-
Benachteiligungen älterer Menschen führen kann. Dabei zeigen
verschiedene Metaanalysen, dass ältere Menschen genauso
u und die Entwicklung und Unterstützung sozialer Beziehungs-
gut von Psychotherapie profitieren wie jüngere (APA 2004,
Heuft & Schneider 2001).
Da eine solche Sachlage durchaus als Beleg für Altersdiskrimi-nierung betrachtet werden kann, hat die Amerikanische Psy-
6) Für eine ausführliche Darstellung s. Friedrich-Hett (2007, S. 30-61).
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Viele der aufgeführten Prinzipien sind sicher systemisch orien-
Herr Weiß befand sich seit einer überstandenen Prostata-
Herr Weiß ging trotz
tierten KollegInnen vertraut. Betont werden soll aber noch mal
krebserkrankung vor ca. sechs Jahren in vorzeitiger Rente.
die Bedeutung von Lebens- und Altersbildern, denen aus mei-
Beruflich hatte der gelernte Versicherungskaufmann ein erfolg-
psychologischen
ner Sicht in der Arbeit mit älteren Menschen eine Schlüsselrolle
reiches Arbeitsleben hinter sich, bei dem er als Fortbildungslei-
Befund davon aus,
zukommen kann. Psychotherapie im Alter sollte die Verwirkli-
ter hohes Ansehen genossen hatte. Der ca. 1,95 m große Herr
an Alzheimer er-
chung von Entwicklungspotenzialen fördern (Kruse 1990). Da
Weiß spielte seit Jahren in einem Verein Tennis und hatte eine
krankt zu sein, und
Vorstellungen vom Alter und vom Älterwerden wie bereits aus-
schlanke athletische Statur. Er war verheiratet und hatte eine
quälte sich damit,
geführt erheblichen Einfluss auf unser Leben haben können,
erwachsene Tochter, mit der er sich gut verstand. Seit ca. einem
wie es mit ihm
sollten wir alle ein persönliches Interesse daran haben, an der
Jahr litt er neben den geschilderten Beschwerden an starken
Dekonstruktion unserer negativen Altersbilder mitzuwirken.
Selbstzweifeln, Gedankenkreisen und Ängsten, häufigen Kopf-
Aus meiner Sicht sind BeraterInnen und TherapeutInnen, ins-
schmerzen und anhaltender gedrückter Stimmung. Er ging trotz
besondere wenn sie mit älteren Menschen arbeiten, hier in be-
gegenteiligem testpsychologischen Befund davon aus, an Alz-
sonderer Verantwortung, sich für angemessene Altersbilder zu
heimer erkrankt zu sein, und quälte sich damit, wie es mit ihm
weitergehen würde. Im Familien- und Freundeskreis hatte er sich zunehmend zurückgezogen und war immer passiver ge-worden.
Im Folgenden soll ein psychiatrisches Praxisbeispiel dargestellt
Im Rahmen der tagesklinischen Behandlung begann es Herrn
werden, welches aus meiner Sicht mögliche Auswirkungen ne-
Weiß bald besser zu gehen. Freundlich, zuvorkommend und
gativer Altersbilder und die Macht sprachlicher Konstruktionen
hilfsbereit wie er war, war er schnell bei allen beliebt und erlebte
verdeutlicht. Der häufig verwendete Scherz, Alzheimer lässt
die bald vertrauten Behandlungsabläufe als neue Struktur und
grüßen, wenn jemandem gerade mal etwas nicht einfällt, lässt
Halt gebende Aufgabe. Es fiel jedoch auf, dass er sich durch
völlig außer acht, dass Gedächtnisausfälle häufig mit Belastun-
hohe Selbstansprüche regelmäßig unter Druck setzte und zu-
gen und Stress zusammenhängen (Neupert 2003), wie das
dem weiter fast permanent im inneren Dialog mit seinen Defi-
nachfolgende Beispiel zeigt.
ziten beschäftigt war. Kleine Fehler, z. B. in der Ergotherapie oder bei Küchendiensten erlebte er immer wieder als Anzei-
Der 62-jährige Herr Weiß kam mit der Diagnose einer schweren
chen der vermeintlichen Alzheimererkrankung, die er täglich in
depressiven Episode und einer Somatisierungsstörung in die
Gesprächen thematisierte. So wirkte er in vielen Therapiegrup-
Behandlung unserer akut psychiatrischen Tagesklinik,7 wo ich
pen9 auch zerstreut und leicht ablenkbar und konnte auch in der
für ihn als Bezugstherapeut zuständig war. Vorausgegangen
Entspannungsgruppe (Progressive Muskelrelaxation nach Ja-
war ein konsiliarischer Kontakt in einer psychiatrischen Fach-
kobsen) keine wirkliche Ruhe finden. Zwei erlebnistherapeu-
arztpraxis, in der Herr Weiß seit einigen Monaten wegen Ver-
tische Angebote machten hier aber deutliche Unterschiede,
gesslichkeit, Konzentrationsstörungen, Nervosität und Schlaf-
während der Tanztherapie und der Sinnes- und Wahrneh-
störungen in ambulanter Behandlung war. Ich hatte in der
mungsarbeit in der Ressourcengruppe (vgl. Friedrich-Hett &
Praxis eine neuropsychologische Testuntersuchung durchge-
Bergen 2009, Friedrich-Hett et al. 2007b) erlebte Herr Weiß
führt8, bei der eine fragliche Demenzerkrankung ausgeschlos-
Freude, Leichtigkeit, Entspannung und Abstand zu allen Sor-
sen und eine tagesklinische Behandlung von mir empfohlen
Nach mehreren Wochen führten wir ein Familiengespräch im Rahmen eines Hausbesuchs durch, an dem auch die Ehefrau
7) Die Behandlung fand in der Fliedner Klinik Gevelsberg, Ambulanz und Tagesklinik für psychologische Medizin statt, der Name und einige persönliche Angaben des Pa-tienten wurden zur Anonymisierung verändert.
9) Herr Weiß wurde auch medikamentös mit dem Antidepressivum Citalopram
8) Verwendet wurde das Nürnberger-Alters-Inventar (Oswald & Fleischmann 1995).
(40mg/d) behandelt.
systeme 2010, Jg. 24 (2): 179-198
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von Herrn Weiß und die Tochter teilnahmen. Hierbei erfuhren
Viele der aufgeführten Methoden, Modelle und Anwendungs-
wir, dass die gesamte Familie wie auch der große Freundes-
beispiele basieren auf systemischen Konzepten oder könnten
kreis von Herrn Weiß seit ca. sechs Jahren davon überzeugt
diese anregen. Sie bilden einen Fundus oder eine Art Schatz-
waren, dass Herr Weiß an Alzheimer erkrankt sei, da sie bei ihm
kammer und können aus meiner Sicht als
Perspektiven für die
ähnliche Veränderungen wie bei einer Tante erkennen würden,
Arbeit mit älteren Menschen betrachtet werden:
die an dieser Erkrankung verstorben war. Im Gespräch gelang es, die sozial konstruierte Wirklichkeit der Alzheimer-Wahrheit
u Einzeltherapie (Friedrich-Hett 2007, Höhne 2008)
wieder aufzulösen und alternative Erklärungen, wie Ängste und
u Psychotherapie in der Psychiatrie (Friedrich-Hett 2005)
Belastungen durch den durchlebten Prostatakrebs, Verände-
u Psychotherapie bei Demenz (Wächtler & Feige 2005)
rungen durch die Berufsaufgabe, negative Altersbilder u. a., zu
u Paarberatung/-therapie (Vogt 2007, 2004, Riehl-Emde 2002,
entwickeln. Nach dem Familiengespräch, bei dem Ehefrau und
Tochter zugesagt hatten, im Familien- und Freundeskreis eben-
u Familientherapie (Johannsen 2008, Friedrich-Hett 2007, Weak-
falls für andere Erklärungen zu werben, ging es Herrn Weiß
land & Herr 1984)
schon bald zunehmend besser. Aufmerksamkeit, Konzentra-
u Gruppentherapie (Friedrich-Hett 2008, Petzold 2004)
tion und Merkfähigkeit wurden allmählich stabiler und auch
u Sexualberatung/-therapie (Brandenburg & Kersting 2006,
die weitere Symptomatik bildete sich zurück, sodass Herr Weiß
schließlich mit neuem Lebensmut und Zukunftsplänen nach
u Beratung zu Homosexualität (Pulver 2007)
sieben Behandlungswochen entlassen werden konnte10.
u Poesie- und Bibliotherapie (Rubin 2007, Petzold 2005)u Philosophische Beratung (Gutknecht 2008)u Theatertherapie, Rollenspiel, Sinnes- und Wahrnehmungs-
Neue Perspektiven für Beratung und Therapie mit
arbeit (Friedrich-Hett et al. 2007a und b)
u Musiktherapie (Petzold 2005)
Alter ist immer noch das einzige Mittel,
u Tanztherapie (Friedrich-Hett & Bergen 2009)
das man entdeckt hat,
u Biographiearbeit (Schramm-Meindl & Meindl 2008, Petzold
um lange Leben zu können
(Jose Ortega y Gasset)
u Empowerment-Coaching (Meindl & Schramm-Meindl 2007)
Ungeachtet des mangelnden Interesses an der Arbeit mit älte-
u Case Management Coaching (Zitt 2008)
ren Menschen durch die Mehrzahl der niedergelassenen Psy-
u Feministische Seelsorge (Klaus 2007)
chotherapeutInnen und der Konzentration auf Demenzkranke in vielen Kliniken, haben sich in den letzten Jahren zahlreiche kre-
Neben bekannten klassischen psychotherapeutischen Arbeits-
ative Beratungs- und Therapieformen entwickelt. Da sich unter
feldern wie Einzel-, Paar-, Gruppen- und Familientherapie sind
MitarbeiterInnen in psychosozialen Berufen häufig noch die
spezialisierte Angebote zu sexuellen und homosexuellen Fra-
fehlerhafte Vorstellung von mangelnder Belastbarkeit und un-
gen sicher noch genauso wenig bekannt wie psychotherapeu-
zureichender Flexibilität älterer Menschen finden lässt, wurden
tische Behandlungsmöglichkeiten bei Demenzerkrankungen.
neben klassischen psychotherapeutischen Arbeitsformen ins-
Erlebnistherapeutische Angebote (wie Tanz- und Musikthera-
besondere solche ausgewählt, die man/frau für Ältere als nicht
pie, Theatertherapie, Rollenspielmethoden und Sinnes- und
geeignet betrachtet oder die noch wenig bekannt und verbrei-
Wahrnehmungsarbeit) für ältere Menschen sind wahrschein-
lich noch eine echte Rarität, zeigen aber erstaunliche Möglich-keiten und Ergebnisse auf. Kreatives Potenzial bieten sicher auch die aufgeführten Coaching-Ansätze, die möglicherweise
10) Herr Weiß war mit der Behandlung sehr zufrieden und hatte zugesagt, sich bei
ein ähnliches Interesse wie biographische Arbeitsansätze fin-
neuen Beschwerden wieder an uns zu wenden. Dass wir bis heute, ca. 3,5 Jahre nach Abschluss der Behandlung, keine Nachricht von ihm haben, werten wir als
den könnten. Poesie- und Bibliotherapie, Philosophische Bera-
gutes Zeichen.
tung und Ansätze feministischer Seelsorge zeigen Nischen im
systeme 2010, Jg. 24 (2): 179-198
T. FriedrichHett, Positives Altern
Beratungsbereich, die sicher auch für jüngere Erwachsene in-
Friedrich-Hett T (2005) Positives Altern: Betrachtungen aus der klini-
teressant und bereichernd sein dürften.
schen Praxis. Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 23 (4):243-249
Die Arbeit mit älteren Menschen macht Spaß, bietet wie aufge-
Friedrich-Hett T (2007) Das Alter schätzen lernen. Neue Perspektiven für
führt vielfältige kreative Möglichkeiten und ist aus meiner und
Beratung und Therapie älterer Menschen. In: Friedrich-Hett T (Hg)
der Sicht vieler KollegInnen in besonderer Weise bereichernd
Positives Altern. Neue Perspektiven für Beratung und Therapie äl-
und wertvoll. Kaum eine andere KundInnen- oder KlientInnen-
terer Menschen. Transcript Verlag, Bielefeld, S. 15-70
gruppe verfügt über einen ähnlichen Schatz an Erfahrungen
Friedrich-Hett T (2008) Das Reflektierende Team in der systemischen
und Geschichten und ist so großzügig mit wertschätzenden
Gruppentherapie mit älteren Menschen. Zeitschrift für systemische
Rückmeldungen, wenn sie sich verstanden und respektvoll be-
Therapie und Beratung 26 (2):110-118
handelt fühlt. Also, worauf warten wir noch?
Friedrich-Hett T, Gotzian R, Wolff-Ebel R (2007a) Erlebnistherapeutische
Methoden in der Arbeit mit älteren Menschen – Theatertherapie, Rollenspiel und die Sinnes- und Wahrnehmungsgruppe. In: Fried-
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Thomas Friedrich-HettLinhöferberg 17D-45259 Essene-mail:
[email protected]: www.mics.de; www.langenfelder-institut.de
Source: http://www.oeas.at/fileadmin/root_oeas/service/systeme/volltexte_2_2010/2_2010_Friedrich_Hett_Positives_Altern.pdf
Smoking Cessation Pilot Program Oral Health Therapist Aim of this session • Increased awareness of cigarette smoking statistics • Improved knowledge of smoking cessation products and aids • How to implement a smoking cessation program Smoke Free at North Richmond • March 2015 City of Yarra grant to provide smoking cessation intervention to those ready to quit
Psychotropic Drug Series Published by Citizens Commission on Human Rights C6397 Violence and Suicide Bklt_Version3.indd 1 2/23/10 11:27:42 AM This report is an overview of the side effects of common psychiatric drugs known to cause violent and suicidal behavior. It contains information that is important for you to know. Courts have determined that informed consent for people who receive prescriptions for psychotropic (mood-altering) drugs must