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DEKT Stuttgart 2015, Freitag, 5.6, 9:30-10:30 
Ich lese die Passage in der Kirchentagsübersetzung. Danach möchte ich ihr nach wenigen 
Schwabenlandhalle Fellbach, Hölderlinsaal 
Notizen zu diesem Buch und seinem Verfasser Abschnitt für Abschnitt und manchmal Wort 
für Wort folgen. Dabei werden öfter verschiedene Übersetzungen zu Wort kommen. Denn 
Jürgen Ebach 
zum Klug-Werden gehört es auch, denke ich, mehr als nur 
eine Sicht 
wahr zu nehmen. 
Einsicht in die Endlichkeit und ein Geschmack der Ewigkeit 
Welcher Gewinn bleibt denen, die etwas tun, von ihrer Mühe? 
Bibelarbeit über Prediger 3,9-13 
Ich sah mir an, was Gott den Menschen zu tun gegeben hat, 
damit sie sich dem widmen. Das alles hat Gott schön gemacht zu seiner Zeit, 
Im September 1759 verfügte der Pariser Gerichtshof die Verbrennung eines Buches vor der 
hat auch die Ewigkeit in das Herz der Menschen gelegt, 
Sorbonne. Sein Autor war der von der Obrigkeit gefürchtete Philosoph und oft beißend 
ohne dass sie herausfinden können, was Gott von Anfang bis Ende gewirkt hat. 
ironische Kritiker François Marie Arouet, bekannter unter seinem Pseudonym Voltaire. Das 
Ich habe erkannt, dass es nichts Gutes bei ihnen gibt, 
als ketzerisch verurteilte Buch1, so lautete der Vorwurf, zersetze Grundlagen der Moral und 
außer dass sie sich freuen und Gutes tun in ihrem Leben. 
darum war es dem Feuer zu überantworten. Freilich: was da verbrannt wurde, bestand 
Ja, wo immer Menschen essen und trinken, Gutes wahrnehmen in allem, womit sie sich abmühen, 
weithin aus der französischen Übersetzung eines Buches der Bibel, nämlich dem des 
ist das ein Geschenk Gottes. (Prediger 3,9-13) 
Predigers (Kohelet). Was ist an diesem Buch so subversiv, so gefährlich, dass seine 
Was für ein „Prediger" ist dieser Kohelet? Die Fragen beginnen beim Wort 
kohelet selbst. Ist 
Übersetzung und damit seine Vermittlung für das Volk auf den Scheiterhaufen kam? 
es ein Name oder eine Funktionsbezeichnung? „Kohelet" heißt so etwas wie „Versammler": 
Aber dann auch die entgegengesetzte Frage: Was ist an Kohelet so seicht, dass Martin Luther 
Übrigens ist 
kohelet grammatisch eine weibliche Form und an einer Stelle des Buches (7,27) 
in einer seiner Tischreden über dieses biblische Buch sagen konnte: „Es hat weder stifel noch 
ist sie auch mit der femininen Verbform „sie spricht" verbunden. Obwohl Kohelet in seinem 
sporn. Es reitet nur in socken gleich wie ich, da ich im klosther war"2? 
Buch immer wieder eindeutig als Mann ins Bild kommt, will ich dieses kleine 
gender-
Queering nicht unterschlagen.5 Versammelt Kohelet Menschen oder Worte – oder beides? 
Kohelet, der Prediger – ein brandgefährliches Buch oder eine Filzpantoffelschrift? Extrem 
Ist er ein Prediger, ein Weisheitslehrer oder ein Volksredner – oder etwas von all dem? 
gegensätzliche Urteile über dieses Buch der Bibel gibt es bis heute. Kohelet erscheint da – ich 
Immerhin lässt sich einigermaßen sicher sagen: Das Buch Kohelet dürfte am Ende des 3. 
nenne nur einige Stichworte – als Realist und als Utopist, als Grübler und als Empiriker, als 
Jahrhunderts vor der christlichen Zeitrechnung verfasst sein; es ist damit eines der spätesten 
Intellektueller und als Politiker, als Rationalist und als Skeptiker, als Nihilist, als Theologe, als 
Bücher des Alten Testaments. Dafür sprechen sprachliche Indizien, aber auch, dass dieses 
Workoholic, aber auch als Depressiver, als Zyniker.3 Was hat es mit solch extrem 
Weisheitsbuch von einer kritischen Sicht auf die frühere Weisheit Israels in ihren 
verschiedenen Urteilen auf sich? 
multikulturellen Bezügen ebenso geprägt ist wie von einem beginnenden Gespräch mit 
„Für alles gibt es eine Zeit" – so beginnt das 3. Kapitel Kohelets. Seine Verse 9-13 sind der 
griechisch-hellenistischer Philosophie. Kohelet ist das, wenn man das so sagen darf, 
Text unserer Bibelarbeit. Gibt es womöglich auch für die so gegensätzlichen Lektüren dieses 
philosophischste Buch des Ersten Testaments. 
Buches je ihre Zeit?4 Und was wäre dann jetzt – bei diesem Kirchentag und seiner Losung aus 
In rabbinischer und dann auch christlicher Tradition schrieb man das Buch des Predigers dem 
dem 90. Psalm – an der Zeit? Was hat dieser Text uns zu sagen, „damit wir klug werden"? 
sprichwörtlich weisen König Salomo zu. Salomo galt auch als Verfasser des Hohenlieds und 
des Buches der Sprüche. Dass diese Schriften Welten trennen, haben auch die Rabbinen 
bemerkt. Sie erklären es biographisch: Das Hohelied habe Salomo als feuriger junger Mann 
In unserer Passage aus Kapitel 3 kommt jenes Leitwort 
häwäl einmal nicht vor, doch sein Ton 
verfasst, die Sprichwörter auf der Höhe seines Königsamtes und Kohelet als alter 
klingt unverkennbar mit. Es gibt aber eine kleine Nuance zwischen den eben zitierten 
Privatmann. Auch wenn das historisch schwerlich zutrifft, so trifft es doch etwas vom 
Worten aus Koh 2 und ihrer Wiederaufnahme in unserem Textabschnitt. „Was bleibt dem 
jeweiligen Ton der Bücher. Zudem spielt Salomo im Buch Kohelet durchaus eine Rolle. Denn 
Menschen (
ha-adam)?", hieß es dort, doch im ersten Satz 
unseres Textes heißt es, nah am 
sein Verfasser schlüpft an seinem Beginn in die 
Rolle eines Königs, in dem sich Salomo 
Hebräischen übersetzt: „Was bleibt dem 
Machenden (
ha-ose)?" An dieser Stelle, so lese ich 
erkennen lässt. 
das, geht es nicht um eine schlechthin düstere Anthropologie, sondern um die Grenzen des 
Machbaren. Diese Grenzen sind wahrzunehmen, „damit wir klug werden". Nicht alles lässt 
Ein erfahrener, ein klug gewordener, ein in vieler Hinsicht privilegierter und zuweilen auch 
sich machen und heute spüren wir immer deutlicher, dass wir auch nicht alles machen 
etwas müde wirkender alter Mann spricht in diesem Buch. Er hat Vieles unternommen und 
dürfen, was wir machen können. Darum ist es an der Zeit, den berühmten Fragen Immanuel 
Manches zustande gebracht. Und was ist seine Bilanz? Z.B. das, was wir im Text der 
Kants („Was kann ich wissen?" „Was soll ich tun?" „Was darf ich hoffen?"7) ausdrücklich die 
Bibelarbeit lesen. Am Anfang steht eine Frage: 
weitere Frage hinzuzufügen: „Was habe ich zu unterlassen?" 
Welcher Gewinn bleibt denen, die etwas tun, von ihrer Mühe? 
Aber solches Unterlassen soll aus Freiheit und in Freiheit geschehen. In den Minima Moralia 
Was für eine Frage ist das? Eine, die nach einer Antwort sucht, welche den bleibenden 
Theodor W. Adornos heißt es: „Vielleicht wird die wahre Gesellschaft der Entfaltung 
Gewinn der Mühe erfassen mag? Oder eine, welche die negative Antwort bereits beinhaltet, 
überdrüssig und lässt aus Freiheit Möglichkeiten ungenützt, anstatt unter irrem Zwang auf 
nämlich dass am Ende 
kein Gewinn bleibt? Die Lutherbibeln machen Letzteres nicht ohne 
fremde Sterne einzustürmen."8 Es ist noch nicht so lange her, dass ich beim Wort „Grenzen" 
Grund so stark, dass sie die Frage in eine Feststellung verwandeln. In der Revision von 1984 
vor allem an beengende Schranken und Mauern dachte. Solche zu überwindenden Grenzen 
heißt es: „Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon"; Luther selbst 
gibt es noch immer, aber inzwischen sind mir 
die Grenzen immer wichtiger geworden, die zu 
verdeutschte (1545): „Man erbeit wie man wil/ So kan man nicht mehr ausrichten." 
beachten, ja die zu ziehen sind, damit wir den „Machern" nicht das Feld überlassen. Ich will 
Mit den ersten Worten unseres Textes nimmt Kohelet ein Thema auf, das bei ihm schon 
nicht allzu rasch gegenwärtige Fragen und Probleme in einen biblischen Text eintragen, in 
zuvor eine Rolle spielt. Hören wir das kümmerliche Resümee gegen Ende des 2. Kapitels 
dessen Zeit es diese Fragen und Probleme so noch nicht gab. Aber zuweilen überfällt mich 
eine geradezu frappante Aktualität von Passagen Kohelets. In Prediger 5,12-14 z.B. lesen wir: 
Denn was bleibt den Menschen von all ihrer Mühe und vom Streben ihres Herzens, womit sie sich 
Es gibt ein elendes Unglück, das ich unter der Sonne gesehen habe: Ein Vermögen wurde von denen, 
unter der Sonne abgemüht haben? Da doch all ihre Tage aus Schmerzen bestehen und ihre 
die es besaßen, für einen Notfall aufbewahrt. Aber dieser Reichtum ging bei einem schlechten 
Beschäftigungen nichts als Ärger bringen. Selbst in der Nacht legt sich ihr Herz nicht zur Ruhe (.).6 
Geschäft verloren. Und als sie Kinder zeugten, war in ihrer Hand nichts geblieben. Wie sie aus dem Bauch ihrer Mutter herausgekommen waren, nämlich nackt, so gingen sie wieder – wie sie 
Und dann charakterisiert Kohelet das Ergebnis all der Mühe mit einem Wort, das in diesem 
gekommen waren. Nicht das Geringste konnten sie für ihre Mühe aufheben, nichts konnten sie 
recht kurzen Buch volle 38mal vorkommt. Das Fazit lautet: 
(…) auch das ist 
häwäl. 
Worum geht es da? Da hat jemand etwas bei einer Bank angelegt. Das ist keine modische 
Aktualisierung, vielmehr war das Bankenwesen in der Zeit Kohelets durchaus ausgeprägt.10 
In diesem 
häwäl erklingt ein Leitton Kohelets. 
häwäl, das meint so etwas wie einen Hauch, 
Das Geld sollte da sein, wenn ihm ein Unglück zustieße, oder auch zur Versorgung seiner 
etwas Windiges, Nichtiges, mit einer anderen Nuance des Wortes etwas Absurdes und mit 
Kinder. Und dann zeigt Kohelet geradezu schwarzen Humor: Der Unglücksfall tritt nämlich 
wieder einer anderen so etwas wie einen Furz. 
Das also „bleibt den Menschen von all ihrer 
tatsächlich ein – und das Unglück besteht eben darin, dass diese Geldanlage 
perdu geht. 
Mühe und vom Streben ihres Herzens, womit sie sich unter der Sonne abgemüht haben". 
„Durch ein schlechtes Geschäft" heißt es – durch eine verfehlte Spekulation. „Was ist ein 
Wenn nichts als 
häwäl bleibt, bleibt schier nichts. 
Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer 
Um die Unverfügbarkeit der Zeit geht es in dieser Passage und nicht darum, was einer und 
Bank?", heißt es in Bert Brechts „Dreigroschenoper"11 und die aus Rumänien stammende 
einem gerade lieber wäre. In der Fortsetzung, d.h. in unserem Bibelarbeitstext, steht dann 
deutschsprachige Schriftstellerin Herta Müller berichtet, sie denke noch immer oft 
nicht die Unverfügbarkeit der Zeit im Zentrum, sondern die Einsicht in das Vergängliche und 
rumänisch und höre dann in „Frankfurt" das rumänische Wort „Furt". Es bedeutet 
Vergebliche. Doch bei aller Skepsis beharrt Kohelet darauf, dass es in all dem einen Sinn und 
„Diebstahl". Darum, sagt sie, stehen dort die Banken.12 Womöglich haben wir uns mit 
eine Schönheit gibt. Denn – ich lese noch einmal den Vers: 
solchen Impressionen gar nicht so weit von Kohelets beißender Kritik entfernt. – Aber gehen 
Das alles hat Gott schön gemacht zu seiner Zeit, hat auch die Ewigkeit in das Herz der Menschen 
wir weiter im Text für die Bibelarbeit: 
gelegt, ohne dass sie herausfinden können, was Gott von Anfang bis Ende gewirkt hat. 
Ich sah mir an, was Gott den Menschen zu tun gegeben hat, damit sie sich dem widmen. 
Es gibt mehrere Worte in diesem Vers, die wir genauer ansehen sollten. Das erste ist das 
kleine Wort „auch" (
gam). Die Wortstatistik zeigt, dass dieses unscheinbare Wort bei 
Nichts zu tun, ist offenkundig auch nicht das, was uns aufgegeben ist. Aber was ist das 
Kohelet signifikant oft vorkommt – deutlich öfter noch als das genannte Leitwort 
häwäl.14 
gebotene Maß zwischen einem zu großen „Ich", das meint, alles 
machen zu können, und 
Ich sehe in diesem gehäuften „auch" nicht nur das Kennzeichen eines Sprachstils, sondern 
einem zu kleinen „ich", das meint, nichts 
tun zu können? Findet sich das zu große „Ich" noch 
auch die Haltung denkender Menschen. Klugheit besteht oft nicht darin, etwas ganz genau 
immer eher bei Männern und das zu kleine „ich" bei Frauen? Statt einer direkten Antwort 
zu wissen, sondern immer wieder ein anderes, ein 
Auch zu sehen und zu sagen. Ein solches 
verschiebt unser Text die Perspektive: 
„auch", das nicht selten einem Aber nahe kommt, kann gegen religiösen und politischen 
Das alles hat Gott schön gemacht zu seiner Zeit, hat auch die Ewigkeit in das Herz der Menschen 
Fundamentalismus streiten, gegen jene ebenso fatale wie gefährliche Verbindung zwischen 
gelegt, ohne dass sie herausfinden können, was Gott von Anfang bis Ende gewirkt hat. 
dem vorgeblichen Besitz der 
einen Wahrheit und der eigenen Unmündigkeit. Ich habe Angst 
Es sind diese Worte des Bibelarbeitstextes, die mich besonders bewegen. Darum will ich bei 
vor diesem Gebräu – in der Politik 
und in den Kirchen. 
ihnen längere Zeit verweilen. Das Wort „Zeit" und die Frage der Zeit und der Zeiten prägt die 
Auch darum kommt in dem, was ich Ihnen in dieser Bibelarbeit mitteilen und mit Ihnen 
Passage, die unserem Bibelarbeitstext unmittelbar vorausgeht. „Für alles gibt es eine Zeit", 
teilen möchte, ein solches „auch" immer wieder vor und auch dann, wenn ich jetzt auf die 
so beginnt es in Kapitel 3 und dann folgt eine lange Reihe von je gegensätzlichen Zeiten. 
Worte unseres Textes blicke, Gott habe alles schön gemacht „zu seiner Zeit" (
b´itto). Wie ist 
Für alles gibt es eine Zeit – 
das zu verstehen? Wie ist das vielleicht 
auch zu verstehen? Hat Gott alles schön gemacht, 
Zeit für jedes Vorhaben unter dem Himmel: Zeit zu gebären und Zeit zu sterben, 
wenn alles zu seiner Zeit, zur ihm jeweils zukommenden Zeit geschieht? Oder hat Gott alles 
Zeit zu pflanzen und Zeit Gepflanztes auszureißen. 
‚seinerzeit‘, d.h. vom Ursprung her schön gemacht? Oder hat Gott alles in 
Seiner oder – denn 
Zeit zu töten und Zeit zu heilen, Zeit einzureißen und Zeit zu bauen. 
Gott ist in der Bibel kein Mann – in 
Ihrer, in Gottes eigener Zeit schön gemacht? Das „zu 
Zeit zu weinen und Zeit zu lachen, 
seiner Zeit" bleibt mehrdeutig und womöglich ist es eben darin auch mehr
deutlich. Bezieht 
Zeit zu trauern und Zeit zu tanzen. Zeit, Steine zu werfen, und Zeit, Steine zu sammeln, 
man es auf Gottes Zeit und dabei auf die Schöpfung, dann erklingt da ein Bezug auf das 
Zeit zu umarmen und Zeit, das Umarmen zu meiden. 
allererste Kapitel der Bibel. „Und Gott sah es als gut an", steht mehrfach in 1Mose 1 und im 
Zeit zu suchen und Zeit verloren zu geben, 
Rückblick auf die ganze Schöpfung heißt es (1,31): „Und es sah Gott alles, was er/ was sie/ 
Zeit zu bewahren und Zeit wegzuwerfen. Zeit auseinander zu reißen und Zeit zusammenzunähen, 
was Gott gemacht hatte – und ja, es war sehr gut." Das Wort „gut" (
tov) meint so etwas wie 
Zeit zu schweigen und Zeit, Worte zu machen. 
„gelungen, gut geeignet", aber die Schöpfung bekommt mit diesem „
tov" auch eine 
Zeit zu lieben und Zeit zu hassen, Zeit für den Krieg und Zeit für den Frieden.13 
ästhetische Qualität. Sie ist an unserer Kohelet-Stelle ganz stark gemacht, indem es da heißt, 
Gott habe alles „schön" (
jafe) gemacht „zu seiner/ zu Seiner Zeit". 
In Gottes Zeit ist das Ganze gut 
und schön. Man kann hier an das „schön und gut" (
kalos 
Immer wieder lese ich, es sei ein Grundübel der Evangelischen Kirche, dass in ihr zu viel 
kagathos) denken, das griechische Ideal körperlicher und moralischer Vortrefflichkeit eines 
gedacht und zu wenig gefühlt werde. Sie solle endlich aufhören, so leibfeindlich und so 
Menschen. Wenn Ästhetik und Ethik, wenn das Schöne und das zu tun Gebotene zusammen 
kopflastig zu sein. 
Stimmt das? Stimmt das 
noch? Leiden Gottesdienste, Predigten, 
kommen, dann ist das etwas besonders Stimmiges. Die Arbeit an der Gerechtigkeit – auch 
Andachten oder „Wort(e) zum Sonntag" wirklich an zu großer Intellektualität, am, wie man 
die Arbeit an einer gerechten Sprache, die nicht im Reden, Schreiben und auch im 
das dann gern nennt, 
Verkopft-Sein? Mein Eindruck ist das nicht. Sollten wir nicht wieder 
Übersetzen (z.B. biblischer Texte) das soziale Unrecht nachbildet und damit zementiert und 
stark machen, dass in der der Kirche auch 
gedacht werden darf? Wenn ich ganz böse bin, 
das die 
gender-Frage aufnimmt – ist nicht nur 
gut, sondern auch 
schön. Sie macht aber auch 
sage ich drastisch, ich wollte lieber verkopft als verarscht werden. 
Noch eine Impression: im letzten Jahr verbreitete das Wittenberger „Zentrum für 
Diese ganze Güte und diese ganze Schönheit, die Gott in die Schöpfung gelegt hat, können 
evangelische Predigtkultur" unter dem Motto „SIEBEN WOCHEN OHNE große Worte" den 
allerdings – so unser Text – wir Menschen nicht herausfinden. Denn uns fehlt das Vermögen, 
Vorschlag, in Predigten für eine Weile einmal auf die ebenso bekannten wie weithin 
das, was Gott von Anfang bis Ende bewirkt hat, aus der eigenen Erfahrung zu erfassen. Wer 
unverstandenen Substantive zu verzichten. Neben vielen weiteren aufgeführt werden da die 
zu wissen vorgibt, wie 
der Mensch oder was der Sinn 
der Geschichte sei, zeigt nur die 
Wörter: Gott, Gnade, Sünde, Heiligkeit, Messias, Jesus, Kreuz, Auferstehung, Hoffnung, 
beschränkte eigene Wahrnehmung. Die Konstruktion der Universalgeschichte ist vor dem 
Trost, Verheißung und auch Ewigkeit. Es mag ja zutreffen, dass diese Wörter weithin 
Jüngsten Tag nur – so notiert Walter Benjamin15 – eine „Sorte von Esperanto", d.h. etwas 
formelhaft und leer erscheinen, aber geht es nicht dann darum, sie wieder zu erden, sie mit 
künstlich Hergestelltes. Aber heißt das, dass wir uns mit dem bloßen Stückwerk der kleinen 
Leben und gerade mit 
biblischem Leben zu füllen, sie zum Sprechen zu bringen, statt auf sie 
und allemal brüchigen eigenen Erfahrungen begnügen müssen und dass das Vertrauen 
zu verzichten? Sind diese Wörter Luxusartikel, die man in einer Fastenaktion einmal 
darauf, dass in Gottes Zeit das Ganze schön, dass es gut war und sich einmal als gut erweisen 
weglassen sollte, oder sind sie so etwas wie Grundnahrungsmittel, auf die zu verzichten das 
wird, keinen Anhalt in unserem Gespür hat? Das, denke ich, heißt es in unserem Text nicht. 
Leben nachhaltig schädigt? Mir würde eine Aktion „SIEBEN WOCHEN OHNE Predigt" noch 
Denn da ist die bezaubernde Formulierung, Gott habe die Ewigkeit ins Menschenherz gelegt. 
eher einleuchten als der Versuch, in den Predigten auf unsere großen Worte zu verzichten. 
Musikalisches Zwischenstück 
Ich breche diese polemischen und vielleicht auch nicht ganz fairen Bemerkungen ab und 
nehme lieber dankbar wahr, dass das Präsidium des Kirchentags denen, die Bibelarbeiten 
Gott hat die Ewigkeit ins Menschenherz gelegt. Auf den ersten Blick könnte das so klingen, 
halten, und denen, die sie hören, diesen intellektuellen und geradezu philosophischen 
wie wenn es hier um einen Gegensatz ginge zwischen dem Denken, das sich mit dem 
Kohelet-Text zugemutet und zugetraut hat – „damit wir klug werden". 
Bruchstückhaften, dem Endlichen abfinden muss, und dem Fühlen des Unendlichen, das 
Zu den großen Worten gehört auch „Ewigkeit". Was hat Gott uns Menschen da ins Herz 
nicht im Kopf, sondern im Herzen liegt. Aber Vorsicht: das Herz ist in der hebräischen Bibel 
gelegt? Das hier im hebräischen Text stehende Wort 
weniger das Organ des Gemüts als das des Denkens und Planens. Das wird auch deutlich, 
olam meint zunächst eine lange 
Zeitdauer im Blick auf Vergangenheit und Zukunft und dann auch die von der fernsten 
wenn wir die Kirchentagslosung „damit wir klug werden" aus Ps 90 mit der näher am 
Vergangenheit bis zur fernsten Zukunft reichende Weltzeit. Es gibt aber auch einen 
hebräischen Text bleibenden Wiedergabe „… damit wir ein weises Herz erlangen" 
biblischen Sprachgebrauch, der als 
vergleichen und dann die „Klugheit" und das „weise Herz" zusammen hören. Dass uns 
olam die alle Vergänglichkeit überschreitende Zeit 
bezeichnet und so der Vorstellung der Ewigkeit nahe kommt. Da handelt es sich freilich nicht 
Menschen die Ewigkeit ins Herz gelegt ist, benennt damit gerade nicht etwas, das der 
um eine chronologisch quantitative Zeitangabe. Wenn es darum ginge, stimmte ja die 
Klugheit entzogen ist, sondern etwas, das in ein kluges Planen und Denken eingehen soll – 
verrückt-unsinnige Rechnung: „Wer früher stirbt, lebt länger ewig." – Bei dieser Ewigkeit 
geht es auch nicht um eine mathematische Unendlichkeit, sondern um ein ganz und gar 
lebendiges Leben, das Tod und Vergänglichkeit überdauert. „Die Zeit der Ewigkeit ist nicht 
Morgen-Glantz der Ewigkeit // Licht vom unerschöpften Lichte, Schick uns diese Morgen-Zeit // Deine Strahlen zu Gesichte: 
die Ewigkeit der Zeit."16 In der Zeit-Welt der rabbinischen Sprache gibt es dann „diese Welt" 
Und vertreib durch deine Macht // unsre Nacht. 
(
olam ha-se) und die „kommende Welt" (
olam ha-ba). 
So kann singen, beten und bitten, wer Not und Nacht kennt. Ich möchte Ihnen dazu ein 
In welche dieser Sprachwelten fügt sich unsere Kohelet-Stelle? Jener 
olam, jene Ewigkeit, die 
Epigramm des Barockdichters Angelus Silesius ans Herz legen: 
Gott dem Menschen ins Herz gelegt hat, scheint mir jedenfalls mehr zu sein als die bloße 
Zwei Augen hat die Seel‘: eins schauet in die Zeit 
Zeiterstreckung von der frühen Vergangenheit bis zur fernen Zukunft. Was diesen Zeitverlauf 
Das andre richtet sich hin in die Ewigkeit."18 
betrifft, hatte Kohelet bereits im 1. Kapitel resümiert: „Es gibt gar nichts Neues unter der 
Zwei Augen hat die Seel‘ – da geht es ganz buchstäblich um den „Augen-Blick". Für einen 
Sonne" (1,9). Die Ewigkeit, die uns ins Herz und damit in unser Verstehen gelegt ist, ist 
Augenblick springe ich ins Neue Testament – nicht gegen Kohelet, sondern in der Fluchtlinie 
allemal mehr, als dass es immer so weiter geht. Wenn erst das, was wir in unserer 
der von ihm – im doppelten Wortsinn: 
beschworenen Ewigkeit. Im Brief des Paulus an die 
beschränkten Zeit nicht herausfinden können, offenbar geworden ist, wird sich das Ganze als 
Gemeinde in Philippi (3,20) lesen wir: „Denn unser
 Bürgerrecht/ unsere Heimat19 ist in den
 
schön und gut zeigen. Dieses Vertrauen hängt nicht in der Luft und es ist kein 
häwäl, wenn 
Himmeln. Von dorther erwarten wir auch den Messias Jesus, den Herrn, als Retter." 
wir ein „
hörendes Herz" haben, wie es im Bibeltext für den Schlussgottesdienst dieses 
Heinrich Böll sagte einmal in einem Interview: 
„Es ist eine Tatsache, dass wir alle eigentlich 
Kirchentags heißt. 
Das vertrauensvoll – nicht vertrauensselig – zu beherzigen, lässt uns klug 
wissen – auch wenn wir es nicht zugeben –, dass wir hier auf Erden nicht zu Hause sind, nicht 
werden. Und dann werden wir uns auch nicht mit dem abfinden, was vorgeblich ‚nun 
ganz zu Hause sind. Dass wir also noch anderswo hingehören und von woanders 
einmal‘ so ist. 
herkommen."20
 Unser doppeltes Bürgerrecht, unsere doppelte Heimat in Zeit und Ewigkeit, 
„
Mitte vadere sicut vadit, quia vult vadere ut vadit", sagte Luther in einer seiner Tischreden17 
so möchte ich das aufnehmen, macht es uns möglich, die ganze große Ökumene, die 
– „Lass es gehen, wie es geht, da es doch gehen will, wie es geht." Ist das die Christinnen und 
‚bewohnte Welt' aller Menschen und ihrer Mitgeschöpfe, nach unseren Kräften in Freiheit 
Christen gebotene fromme Fügung unter Gottes Vorhersehung? Oder wird da Gottes 
und mit Klugheit zu gestalten. Wir müssen nicht daran verzweifeln, dass uns das bestenfalls 
Providenz mit der ‚Macht des Schicksals‘ verwechselt? Ich denke da gern an die 2004 
stückwerkhaft gelingt. 
verstorbene wunderbare Religionspädagogin Marie Veit – einst im Gymnasium Lehrerin von 
Dorothee Sölle und später eine ihrer (und dann auch meiner) liebsten Kolleginnen und 
„. damit wir klug werden"– die Losung dieses Kirchentags folgt Luthers Übersetzung in 
Freundinnen. Marie Veit erzählte um 1983, ihre Schneiderin habe ihr bei einem Gespräch 
Psalm 90, einem Gebet, das in mancher Hinsicht einen Kontext unserer Kohelet-Passage 
über Nachrüstung, Kriegsgefahr und atomare Bedrohung abschließend eben dies gesagt: „Es 
bildet. Der vorausgehende Teilsatz in Ps 90,12 lautet: „Unsere Tage zu zählen, das lehre 
kommt doch alles so, wie es kommen soll." Marie Veit antwortete ihr: „Ja, aber nur, wenn 
uns!" (
limnot jamenu ken hoda) „LEre uns bedencken, das wir sterben müssen", hatte Luther 
wir uns sehr anstrengen. Sonst kommt es nämlich so, wie es gar nicht kommen soll." 
das in seiner Verdeutschung eher paraphrasiert als übersetzt und damit nur 
eine Bedeutung 
dieser Bitte an Gott wiedergegeben. Die Tage zählen – das heißt gewiss auch zu beherzigen, 
Nein, wir sollen uns mit dem, was ‚nun einmal‘ so ist, nicht abfinden. Wir sollen aber auch 
dass unsere Tage gezählt sind, aber es fordert uns auch auf, die einzelnen Tage und jeden 
nicht das, was ist, und dabei all das Schreckliche in dieser Zeit und in dieser Welt ausblenden 
ihrer Augenblicke wahrzunehmen. Wir sollen sie nicht abzählen, wie ein Häftling die Tage im 
und uns in einem sozusagen eschatologischen Luftschloss ansiedeln. Wir leben in der Zeit 
Gefängnis mit Strichen an der Wand markiert. Nein, es geht darum, dass jeder einzelne Tag 
und uns ist ein Geschmack der Ewigkeit, ein Gespür für die Ewigkeit ins Herz gelegt. Etwas 
zählt, es geht um den Wert des Augenblicks. Goethe sagte einmal im Gespräch: „Jeder 
davon höre ich in der Liedstrophe von Christian Knorr von Rosenroth (EG 450), in der diese 
Zustand, ja jeder Augenblick ist von unendlichem Werth, denn er ist der Repräsentant einer 
Perspektive zur flehentlichen Bitte gegen all das Düstere wird: 
Ewigkeit."21 Bei Søren Kierkegaard finde ich die Bemerkung: „Der Augenblick ist jenes 
hebräischen Textes. Bei Luther heißt es „sich gütlich tun in seinem Leben". „Gutes tun", gut 
Zweideutige, darin Zeit und Ewigkeit einander berühren."22 Diese Sätze helfen mir, die auf 
handeln – oder „sich gütlich tun", es sich gut ergehen lassen? Das ist doch kaum dasselbe! 
die Reflexion über Zeit und Ewigkeit folgenden Schlussverse unseres Kohelet-Textes zu 
Nein, das ist nicht dasselbe, aber – Sie ahnen es wohl schon – es ist nicht so eindeutig, was 
verstehen. Doch zuvor ein Zwischentext, eine kleine Geschichte, die manche von Ihnen 
im hebräischen Text an dieser Stelle gemeint ist. „Es gut machen" – das wäre so etwas wie 
kennen dürften. Sie ist vielleicht ein wenig rührselig, aber sie erzählt auf ihre Weise etwas 
eine wörtliche Wiedergabe. Es geht um das Tun des Guten, aber im Wunsch „Mach's gut!" 
über Zeit und Ewigkeit – und über den Augenblick, den Augen-Blick: 
kommt ja vor allem zum Ausdruck, es möge der oder dem, denen ich das zuspreche, selbst 
„Ein alter Mann sitzt in einem Bus. In seinem Arm hält er einen wundervollen Blumenstrauß. Eine 
gut ergehen. – Und was wäre dann an dieser Kohelet-Stelle die richtige Übersetzung? Ist es 
junge Frau kann ihren Blick nicht von der Blumenpracht lassen. Immer wieder schaut sie zu den 
hier und in ähnlichen Fällen gescheit, sich für eine der beiden Verstehensmöglichkeiten zu 
bunten Blüten. Kurz vor der nächsten Haltestelle erhebt sich der Mann und geht zu der jungen Frau: 
entscheiden, oder ist es klug, beiden Raum und Stimme zu geben? Ich bevorzuge das Zweite 
‚Gefällt Ihnen der Strauß?‘ Er reicht ihr die Blumen und sagt: ‚Er ist eigentlich für meine Frau. Aber ich 
und dann höre ich da, es gehe einer und einem dann selbst gut, wenn sie Gutes tun. Im 
denke, sie hätte es gern, dass Sie ihn bekommen. Ich gehe jetzt zu ihr und erzähle ihr, dass ich Ihnen 
Gefolge Kantischer Ethik steht freilich die Vorstellung, das Gute, das Tugendhafte sei nur das, 
die Blumen geschenkt habe.‘ Erstaunt nimmt die Frau den Strauß entgegen. Als der Mann aussteigt, 
was ich aus Pflicht und gegen meine eigenen Wünsche tue. Mir gefällt da Friedrich Schillers 
sieht sie ihm nach. Er verschwindet durch ein Tor, das auf einen kleinen Friedhof führt."23 
ironische Reaktion auf Immanuel Kants Tugendbegriff. Schillers Distichon lautet: 
– – – – – – 
Gerne dien ich den Freunden, doch tu ich es leider mit Neigung, 
Ich lese den Schluss unserer Kohelet-Passage: 
Und so wurmt es mir oft, daß ich nicht tugendhaft bin."24 
Gutes darf man auch gern tun und es ist nichts Böses, wenn die, welche Gutes tun, auch 
Ich habe erkannt, dass es nichts Gutes bei ihnen gibt, außer dass sie sich freuen und Gutes tun in ihrem Leben. 
selbst etwas davon haben. Ein gutes Leben ist eines, das den Anderen 
und mir gut tut. Der 
Ja, wo immer Menschen essen und trinken, 
Skandal ist nicht, dass es mir gut geht, sondern dass es so vielen anderen nicht gut geht. Ich 
Gutes wahrnehmen in allem, womit sie sich abmühen, ist das ein Geschenk Gottes. 
mag jenen Moralismus nicht, der am reichhaltigen Buffet raisonniert, wie unmoralisch das 
üppige Essen doch eigentlich sei – angesichts des Hungers in Afrika und anderswo …, was 
Zwischen Zeit und Ewigkeit und quer zu beiden wie verknüpft mit beiden steht der 
Augenblick, das „Jetzt" – in neutestamentlicher Sprache: der 
kairos. Dieser 
kairos ist keine 
Weltwirtschaftsordnung heile ich nicht, wenn ich ihre Hinnahme mit schlechtem Gewissen 
Partikel der homogenen, sich in gleichförmigen Abschnitten erstreckenden Zeit, sondern der 
kompensiere, und zuweilen ist der steile Moralismus der Ersatz für die zerstörte eigene 
Moment, der von dem gefüllt ist, was jetzt an der Zeit ist, und auch von dem, was er an 
Lebensfreude. Es mag ja sein, dass Kohelet in seiner privilegierten Situation die Lage der 
womöglich jetzt noch unmöglichen Möglichkeiten und möglichen Unmöglichkeiten enthält. 
Nicht-Privilegierten nicht wirklich wahrnimmt. In Koh 5 lesen wir: „Süß ist der Schlaf derer, 
Ich soll, so lese ich diese Schlussverse unserer Bibelarbeit, weder den Sinn der Geschichte 
die arbeiten müssen, ob sie wenig oder viel zu essen haben. Die Reichen hingegen sind so 
konstatieren noch an der Unmöglichkeit dieses Unterfangens verzweifeln. Das gilt auch für 
satt, dass sie nicht ruhig schlafen können" (5,11). Dieser Blick zeigt mindestens einen blinden 
den oft so genannten ‚Sinn des Lebens‘. Nein, das weiß ich zuversichtlich, es gibt keinen 
Fleck. Aber ich bin da in der Kritik vorsichtig, denn ich will nicht mal eben meine eigene 
Zweck, für den das Leben als Mittel instrumentalisiert werden darf. Der Sinn des Lebens ist 
privilegierte Position überspielen. Aber ich weiß, dass sich ändern kann, was ist und wie es 
das Leben selbst. Und wir haben Grund genug, uns am Leben zu erfreuen. 
ist, weil das, was ist, nicht alles ist. Denn Gott „hat auch die Ewigkeit in das Herz der 
Menschen gelegt". In dieser Perspektive und von ihr her traue ich auch den Schluss-Sätzen 
Und wieder ist da eine Formulierung, die doppeldeutig oder auch doppeldeutlich ist. Dass sie 
unseres Bibelarbeitstextes etwas zu: 
„Gutes tun in ihrem Leben" – so verdeutscht die Kirchentagsübersetzung das 
la´asot tov des 
Ja, wo immer Menschen essen und trinken, 
zugeordnet. Das Buch Rut wird wegen der in ihm wichtigen Erntezeit am Wochenfest 
Gutes wahrnehmen in allem, womit sie sich abmühen, 
(
Schawuot) gelesen, Ester ist die Festrolle an Purim, dem Fest, das auf dieses Buch 
ist das ein Geschenk Gottes. 
zurückgeht. Das Buch der Klagelieder wird mit dem „9. Aw" verbunden, dem Trauertag der 
Hier redet wahrlich kein Asket; beim Trinken denkt er durchaus an Wein und nicht an 
Erinnerung an die Tempelzerstörungen, und das Hohelied in messianischer Perspektive mit 
Wasser (man lese nur Koh 9,7). Es geht um ein gutes Leben, um ein Leben, in dem Gutes tun 
Pesach, dem Passahfest. Und zu welchem Fest gehört die Lesung Kohelets? Ihr Ort ist das 
und es sich gut ergehen lassen einander nicht widersprechen. Es geht um ein Leben, das den 
Sukkot-, das Laubhüttenfest. Gerade dieses biblische Buch, so lautet eine Erklärung, gleicht 
Tag genießt. In Kohelet-Auslegungen wird dazu auf das berühmte „
carpe diem" des 
in seiner skeptischen Befragung der scheinbar festen und Stabilität verheißenden Lehren den 
römischen Dichters Horaz verwiesen.25 „
carpe diem"– „Pflücke den Tag!", heißt es am Ende 
fragilen, doch stets nach oben, zum Himmel hin offenen Laubhütten, die am Sukkotfest, dem 
eines seiner Gedichte26, aber es folgen dann noch die Worte: „
quam minimum credula 
Fest des Unterwegs-Seins, zur Erinnerung an die Wüstenwanderung des Volkes Israel 
postero" – „so wenig wie möglich sei eine dem folgenden Trauende!" – Ja, wir wissen nicht, 
errichtet werden. 
wie es am folgenden Tag weiter geht; wir wissen nur, dass wir sterben müssen. Aber dieses 
wissende Nichtwissen kann ganz unterschiedliche Folgerungen haben. Es kann zum 
Im Buch des Predigers begegnet uns eine überaus kritische Sicht auf Leben und Zeit. Sie ist 
Fatalismus führen. „Ihr sterbt mit allen Tieren // und es kommt nichts nachher", lauten die 
weniger von einem festen Glauben getragen als von der Erfahrung des Zerbrechens aller 
Schlusszeilen in Bert Brechts Gedicht „Gegen Verführung"27 und für diese Haltung bietet 
Sicherheiten. Aber auch diese Stimme hat in der Bibel Rederecht – so wie die Anfechtung 
auch Kohelet manche Sentenzen. Dazu fügt sich das Sprichwort „Lasst uns essen und trinken, 
nicht jenseits des Glaubens steht oder da, wo er ausfranst, sondern in seinem Zentrum. Und 
denn morgen sind wir tot!", das sich im Alten Testament im Jesajabuch (22,13) und im 
gerade in der kleinen Passage für unsere Bibelarbeit begegnet uns eine Perspektive, die in 
Neuen im 1. Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth (15,32) findet. Doch es 
aller Fragilität, in der mehrfach jenes kleine „auch" zu Wort kommt, die Einsicht in die 
kennzeichnet an 
beiden biblischen Stellen gerade eine 
falsche Haltung. Wir wissen nicht, wie 
Endlichkeit mit dem Geschmack der Ewigkeit verbindet. Unser Bibelarbeitstext lädt uns dazu 
es weiter geht. Aber das kann auch und es soll dazu befähigen, das Genießen des je heutigen 
ein, die Einsicht in die Endlichkeit und den Geschmack der Ewigkeit zusammenhalten, 
Tages als eine Gabe Gottes anzusehen und das im Vertrauen darauf zu tun, dass wir in 
zusammen spüren, zusammen denken, „… damit wir klug werden". 
Gottes Zeit aufgehoben sind und dass diese Zeit nicht mit dem Tod endet. 
 
Anmerkungen 
„… aber was wir einst sein werden, ist noch nicht sichtbar", heißt es im Neuen Testament im 
 1 
Voltaire, Précis de l´Ecclésiaste et Précis du Cantique des Cantiques, Paris 1759. Ein Faksimile der vierseitigen 
1. Johannesbrief (3,2). Etwas von solchem vertrauensvollen Nicht-Wissen möchte ich in 
Urteilsschrift vom 3.9.1759 (ARREST DE LA COUR DE PARLAMENT) findet sich im Internet unter http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8601334p. 
unserer Kohelet-Passage und ihrem behutsam-gewissen Sprechen von der Ewigkeit 
2 
M. Luther, WA Tischreden 3,3242 b (vgl. a). 3
wahrnehmen. In jedem Augenblick unseres Lebens berühren sich Zeit und Ewigkeit. Ich höre 
 Zu diesen und weiteren Charakterisierungen mit den jeweiligen Belegen in der Forschungsliteratur 
Detlef 
Dieckmann, „Worte von Weisen sind wie Stacheln" (Koh 12,11). Eine rezeptionsorientierte Studie zu Koh 1-2 
in unserem Bibelarbeitstext darum auch einen kleinen und doch nachhaltig erklingenden 
und zum Lexem ρβδ im Buch Kohelet (AThANT 103), Zürich 2012, hier 13-15. 
4 Dazu die Reflexionen in: 
J. Ebach, … und Prediger 3 auslegen hat seine Zeit. Über Zusammenhänge von 
Gegenton zu vielen anderen, oft so pessimistischen Worten dieses „Predigers". 
Exegese und Zeit beobachtet beim Auslegen von Koh 3,1-15, in: Die Bibel gehört nicht uns. Einwürfe, hg. v. Friedrich-Wilhelm Marquardt u.a., Folge 6, München 1990, 95-123. Es versteht sich, dass auch diese Reflexionen ihre Zeit hatten. 
Was ist, ist nicht alles und wie es ist, muss und wird es nicht bleiben. Das Vertrauen darauf 
5 Vielleicht liegt in 7,27 eine fehlerhafte Textüberlieferung vor. Die feminine Wortform könnte aber auch, dafür gibt es Parallelen, eine Amtsbezeichnung sein, die dann zum Eigennamen geworden ist. Von Ferne vergleichbar 
ist nicht sicher, es ist und es bleibt fragil. Mit dieser Fragilität hängt zusammen, was ich zum 
wäre ein weiblicher Ehrentitel wie Eminenz oder Exzellenz, der weit überwiegend Männer bezeichnet. 6
Abschluss dieser Bibelarbeit erzählen möchte. In der jüdischen Tradition sind die Megillot, 
 Nach der Übersetzung von Detlef Dieckmann-von Bünau in der Bibel in gerechter Sprache, Gütersloh 42014. 
7 So u.a. in Kants „Kritik der reinen Vernunft" (B 833 A 805), in: Immanuel Kant. Werke in zehn Bänden, hg. v. 
die fünf kleinen Bücher des Kanonteils der „Schriften" jeweils einem der großen Feste 
Wilhelm Weischedel, Darmstadt ³1956, Bd. 4, 677. 
 
8 Minima Moralia Nr. 100 (
Sur l'eau), in: 
Theodor W. Adorno, Gesammelte Schriften, hg. v. Rolf Tiedemann, Bd. 
4, Frankfurt a.M. 1997, hier 179. 
9 Nach der Übersetzung von Detlef Dieckmann-von Bünau in der Bibel in gerechter Sprache (s.o.). 
10 Dazu 
Norbert Lohfink, Kohelet und die Banken, VT 39 (1989) 488-495. 
11 Die Dreigroschenoper
 (III, 9), in: 
Bertolt Brecht, Gesammelte Werke in 20 Bänden, Frankfurt a.M. 1967, Bd. 2, 
Stücke 2, hier 482.
 
12 Notiert in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung vom 11.10.2014, WKU_1. Es handelt sich um eine 
Bemerkung Herta Müllers bei der Vorstellung ihres Buches: Mein Vaterland war ein Apfelkern. Ein Gespräch 
mit Angelika Klammer, München 2014, bei der Frankfurter Buchmesse. 
13 Nach der Übersetzung von Detlef Dieckmann-von Bünau in der Bibel in gerechter Sprache (s.o.). 
14 Wenn ich richtig gezählt habe, kommt dieses 
gam bei Kohelet 58mal vor, im Vergleich dazu im erheblich 
längeren Buch der Sprüche 23mal. 
15 So in den Materialien zu den „Thesen über den Begriff der Geschichte", in: 
Walter Benjamin, Gesammelte 
Schriften, hg. v. Rolf Tiedemann/ Hermann Schweppenhäuser, I/3, Werkausgabe Bd. 3, Frankfurt a.M. 1974, 
1240; zu benjaminischen und biblischen Kontexten 
J. Ebach, Vergangene Zeit und Jetztzeit. Walter Benjamins 
Reflexionen als Anfragen an die biblische Exegese und Hermeneutik, EvTheol 52 (1992) 288-309. 
16 Diese Formulierung verdanke ich einem noch unveröffentlichten Text von Joachim von Soosten. 
17 WA Tischreden 3, 3143b. 
18 Cherubinischer Wandersmann, 3. Buch, Vers 228, in: 
Angelus Silesius, Gesammelte Werke, Wiesbaden 2002, 
Bd. 3, 103. 
19 „Bürgerrecht" und „Heimat" sind so etwas wie komplementäre Wiedergaben des hier stehenden 
griechischen Wortes 
politeuma. 
20 In: 
Karl-Josef Kuschel/ Hartmut Meesmann, Weil wir uns
 auf dieser Erde nicht ganz zu Hause fühlen. 12 
Schriftsteller über Religion und Literatur, München 41987, hier 65. 
21 Zu Eckermann am 3.11.1823, zitiert nach: Goethe. Begegnungen und Gespräche, hg. v. Renate Grumach, Bd. 
XIV (1823-24), bearbeitet v. Angelika Reimann, Berlin/ Boston 2011, 261. 
22 
Sören Kierkegaard, Der Begriff Angst, Übersetzung mit Einleitung und Kommentar, hg. v. Hans Rochol (Phil. 
Bibl. Meiner Bd. 340), Hamburg 1984 (Sonderausgabe 2005), hier 96 (im Zusammenhang geht es um eine 
Auseinandersetzung v.a. mit dem platonischen „jetzt" [
nyn]). 
23 Aus dem Büchlein: Typisch! Kleine Geschichten für andere Zeiten, hg. vom Verein Andere Zeiten, Hamburg 
42005, 14. 
24 In: 
Friedrich Schiller, Sämtl. Werke, Bd. I, Gedichte. Dramen 1, hg. v. Albert Meier, München 2004, 299. 
25 So prominent im großen und in Vielem erhellenden Kommentar von 
Ludger Schwienhorst-Schönberger, 
Kohelet (HThKAT), Freiburg i.Br. 2004. 
26 Horaz, Carmina I,11. 
27 Es bildet das „Schlusskapitel" der „Hauspostille", in: 
Bertolt Brecht, Gesammelte Werke in 20 Bänden, Bd. 8, 
Gedichte 1, Frankfurt a.M. 1967, hier 260. 
Source: http://www.bibel-in-gerechter-sprache.de/wp-content/uploads/Ebach-BAB-Koh3.pdf
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